Musikmesse Frankfurt 2016 – Quo Vadis?
Die Musiklandschaft hat sich massiv verändert. Seit dem mp3 und Streaming Dienste zu einem Paradigmenwechsel im traditionellen Musikbusiness führten, spüren es auch die Künstler direkt. Es wird schneller produziert und nahezu jeder der einen PC bedienen kann, ist nun in der Lage sich mit der entsprechenden Software ausgestattet seinen eigenen Tracks zu bauen. Auch die Gewohnheiten des Musikpublikums tragen zu einem Wandel bei. Während sich große Mega Events noch großer Beliebtheit erfreuen haben es die kleineren Künstler sehr schwer Lokalitäten zu finden und Ihr Publikum zu erschließen.
Dieses alles haben auch die Musikmesse Veranstalter in den letzten Jahren immer mehr gespürt und sich Gedanken gemacht, wie der Musikmesse neues Leben eingehaucht werden kann. 2016 war es nun soweit und das neue Konzept wurde umgesetzt. Neben den bekannten Musikevents wurde nun unter einem neuen Motto Frankfurt kurzer Hand mit dem „Musikmesse Festival mit über 50 Konzerten zur Hauptstadt der Musik“ erklärt. Die Events konntet Ihr dann ja zentral auf einer Aktionswebsite wiederfinden.
Dieser Punkt im Konzept ging voll auf. Begleitend sollte sonntags noch ein verkaufsoffener Sonntag medienwirksam durchgesetzt werden, dies misslang zwar, aber aus Guerilla Marketing technischer Sicht war auch dieses Vorhaben erfolgreich. Alle Medien berichteten aufmerksamkeitsstark und somit wurde hier maximale Reichweite generiert.
Die Messe selbst stellte dann viele langjährige Fans auf eine harte Probe. Neue Hallen, neue Aufteilungen und Ausstellerkombinationen sorgten hier im ersten Moment für ungläubiges Stauen in der Musikmesse App und dessen Geländeplan. Tragen die hohen Hallendecken einerseits zu einer geringeren Lärmbelastung bei, ging hierbei aber der familiäre Charakter der Messe verloren. Im Konzept war auch vorgesehen dass an allen Tagen erstmals Publikum zugelassen wurde. Dies erforderte dass eine Hallenebene exklusiv nur für Händler bereitgestellt wurde. Dies entzerrte auch die bisher sonst so extrem stark frequentierten 2 Publikumstage deutlich. Auch das Konzept „music for kids“ ging erfreulich gut auf. So waren trotz der hessischen Schulferien sehr viele Kindergruppen mit Ihren Guides auf der Musikmesse unterwegs. Die Musikmesse leistet damit einen wirklich großartigen Beitrag zur musikalischen Früherziehung. Welches Kind ist angesichts der großen Musikinstrumente Auswahl auch nicht begeistert?
Das bei der ersten Umsetzung dieses neuen Messekonzeptes nicht alles perfekt sein würde war im Vorfeld wahrscheinlich auch den Machern klar. So waren sehr viele Messebesucher irritiert bis entsetzt, dass einige große Markenhersteller nicht auf der Messe vertreten waren. Gibson, Fender, und Marshall waren unauffindbar und damit hat ein ganzes Musiksegment des „good old rock“ der Messe den Rücken gekehrt. Sicherlich waren einige der Modelle dann bei großen Distributoren wie musicstore zu finden, aber die Strahlkraft dieser Marken ging verloren. Trotz diverser Gespräche bleiben uns die wahren Gründe im Moment noch verborgen. Sei es das die NAMM in Kalifornien die zentrale Leitmesse ist, die Anzahl der weltweiten Messen von den Herstellern nicht mehr gestemmt werden kann oder das neue Messekonzept nicht überzeugen konnte – in jedem Fall ist dieser Trend negativ für alle Beteiligten – sowohl die Messe, die Marken als auch die Endkunden.
Hier sollten sich alle Beteiligten einmal zusammentun und überlegen wie dies im nächsten Jahr wieder zum Erfolg geführt werden kann. Auch die Kriterien für die Aussteller- und Hallenaufteilung sollten dringend überdacht werden.
Sicher ist eines, die Musikmesse Frankfurt hat sich mit dem neuen Konzept neue Chancen eröffnet und alle Musiker drücken sicher die Daumen dass man dies auch in 2017 wieder zum Erfolg führen kann.