Korg Triton Studio Pro | Reparieren der Kopfhörerbuchse aufgrund von Platinenbruch
Eine kleine Dokumentation der Reparatur des Korg Triton Studio Pro Kopfhöreranschlusses
Hinweis: Die nachfolgende Beschreibung dient ausschließlich zur eigenen Dokumentation der Arbeiten. In keinem Fall dient die Beschreibung als Anleitung Reparaturarbeiten, insbesondere ohne Fachkenntnis und entsprechender Qualifikation, durchzuführen.
Vorgeschichte | Einsatz der Korg Triton Studio Pro Workstation
Seit einigen Jahren verwende ich die Workstation Korg Triton Studio Pro als Hauptinstrument im Rockbandeinsatz. Die Entscheidung für das Instrument fiel damals, trotz der hohen Kosten, für KORG, da daß Gerät mit seinem sehr großen Touchscreen ausgestattet ist. Im Livebetrieb ist es einfach wichtig schnell und übersichtlich in den verschiedenen Sounds zu navigieren und da die meisten Sounds individuell zusammengestellt sind und die Songnamen tragen, kann man so sehr bequem und schnell auch im Dunkeln schalten. Die Soundqualität ist meiner Meinung nach, trotz inzwischen verfügbarer neuen KORG Workstation Modelle, immer noch auf sehr hohem Niveau und kann selbst im direkten Vergleich mit dem aktuellen Flaggschiff mithalten. Das Modell kann gut transportiert werden, erreicht aber schon das maximal erträgliche Gewicht. Erschwert wird dies dadurch dass ich trotz intensiver Suche immer noch keine “eng anliegende” wattierte Tragetasche gefunden habe. Das vorhanden Flight Case ist mir zu sperrig und so schlackert der Triton Studio Pro auf dem Weg zum Proberaum oder zum Gig immer wieder in einer etwas zu groß geratenen Instrumententasche.
Das Problem mit dem Korg Triton Studio Pro
Aufgrund des mobilen Einsatzes wirken sehr oft mechanische Kräfte auf das Gerät ein. Dies führt dazu dass sich die Drehregler zunächst lockern und dann im Laufe der Zeit auch mal abfallen. Wer auf Bühnen unterwegs ist weiß was das heißt, die Drehregler “diffundieren quasi” im Raumzeit-Kontinuum auf nimmer wiedersehen. Ersatzbeschaffung, die bei Ersatzteilen von Mercedes Benz über Jahrzehnte hinweg gewährleistet ist, ist sehr zeitraubend und nervenaufreibend. Im “Neuland” dazu passende Drehknöpfe zu finden erscheint unmöglich. Das eigentliche Problem aber liegt auf der linken Seite des Triton – es ist der Kopfhöreranschluss. Auch hier wirken insbesondere im Session Live Betrieb doch mechanische Kräfte und hohe Steckzyklen führen dann dazu, dass mit einem mal kein Sound mehr über die Kopfhörer bzw. In-Ear’s kommt. Das Problem lässt sich zunächst erahnen. Durch das Einstecken des Klickenkabels wirkt offenbar eine so hohe Kraft, dass die Buchse beschädigt wird. Auch intensive Reinigung von außen brachte hier keine Abhilfe. Was tun – sprach Zeus?
Der Weg zur Lösung
Aufschrauben, reinschauen, reparieren, zuschrauben, weiterspielen. Das ist die Kurzfassung, die Langfassung bringt einige Überraschungen zutage. Um den Triton zu öffnen benötigt man zunächst Platz. Am besten einen ebenen Tisch mit mindestens 1.20 Meter Breite. Da man das Instrument auf der Unterseite aufschraubt legt man zum Schutz der Tastatur am besten eine Decke unter. Besondere Aufmerksamkeit erfordert der Joystick auf der linken Seite, da er beim Umdrehen des Keyboards das volle Gewicht abfangen müsste. Hier hilft eine entsprechend hohe Unterlage die zwischen Keyboard und Tisch gesteckt wird. Nun kann mit dem Aufschrauben begonnen werden. Gut wenn man hier einen BOSCH IXO sein eigen nennen kann. Die Vielzahl der Kreuzschrauben würde sonst – bei empfindlichen Keyboardern – zur Armlähmung führen. Kleiner Spaß ;)
Zunächst wird die Abdeckung des Erweiterungsfachs abgeschraubt. Das ist schnell erledigt. Danach werden alle Schrauben der Bodenplatte rausgeschraubt. Nach dem Entfernen der Bodenplatte sollte diese am besten auf einer ebenfalls planen Fläche abgelegt werden. Nun liegt der Triton mit seinen Platinen in voller Pracht vor einem. Bei genauerem Hinsehen möchte man eigentlich schon wieder wegsehen :) Man hat sich doch bei der Kaufentscheidung bewusst für ein KORG Modell entschieden und eben nicht für den Wettbewerber – umso erstaunlicher – dass die Tastatur Sensorplatinen von YAMAHA geliefert werden.
Der geneigte User fragt sich an dieser Stelle ob man bald nur noch die Marke “CHINA” kauft und der Hersteller im Grunde egal ist. Die Geräte die aus der Fertigung kommen werden sehr oft direkt an die Musikdistributoren geliefert und von dort an den Endkunden. Die Marken scheinen hier lediglich bei der Produktentwicklung involviert zu sein, dass gesamte Fullfillment ist wohl outgesourct – so die Mutmaßung einzelner Musikfachredakteure.
Extreme Vorsicht ist geboten beim Entfernen der schmalen Metallleiste die unter den Keyboardtasten entlangläuft. Diese ist quasi eingehakt in das Chassis. Wer an dieser Stelle schläft wird beim Zusammenbau massive Probleme haben.
Insofern sei aus eigener Erfahrung heraus geraten jeden einzelnen Schritt des Auseinanderbaus zu fotografieren. Die hier gezeigten Bilder geben einen kleinen Überblick über die einzelnen Arbeitsschritte.
Näherung an den Kern des Problems
Im nächsten Schritt wird nun das CD-ROM und Disketten Chassis entfernt. Hier sind wiederum Schrauben zu lösen, das Abheben der Einheit kann dann ohne Probleme erfolgen. Um sich keine Probleme bei der bestehenden Verkabelung einzuhandeln klappt man das Laufwerkschassis einfach nach hinten und stößt dann auf den Grund des eigentlichen Übels. Korg oder besser Gesagt das Unternehmen dass die Workstation gefertigt hat verbaut eine kleine Kopfhörer Anschlussplatine auf der die Kopfhörer Buchse direkt verlötet ist.
Grundlagen TECHNISCHE MECHANIK I: “Verbaue niemals Buchsen mit einer mechanischen Belastung ohne Zug/Druckentlastung direkt auf der Platine. Hier stellt sich die Frage ob sich in einer auf “Geplante Obsoleszenz” aufgebauten Industriegesellschaft ernsthaft noch irgendjemand dafür interessiert.
Es gilt nun diese kleine Platine aus Ihrem Nischendasein zu befreien und da man hier nur eine Schraube entfernt und die Buchse nicht am Workstation-Chassis befestigt ist, hat man auch hier keine Schwierigkeit. Beim Inspizieren der Platine bedarf es keiner großen Übung um den Fehler sofort zu finden – die Platine ist wegen der mechanischen Belastung durch das Einstecken der Kopfhörer einfach gebrochen. Da bei der Recherche nach einer Originalersatzteilplatine in den Weiten des Netzes nichts aufzufinden ist bleibt einem nur die Reparatur der Platine übrig. (Die Suche nach der Platine mit dem Namen KLM-2377 listet lediglich flugzeugspezifische Ergebnistreffer).
Bei der Reparatur der Platinenleiterbahnen die durch den Bruch unterbrichen wurden, sollte man sehr vorsichtig vorgehen. Zunöchst muss die Isolierschicht der Platine an den jeweiligen Leiterbahnen abgeschabt werden. Vor den Lötarbeiten sollte man auf der Platinenoberseite den Bruch mit Spezialsekundenkleber fixierern und diesen zunächst aushärten lassen. Liegen die blanken Leiterbahnenden die durch den Riss getrennt sind vor dem Lötkolben, muss nun mit genau der Menge Lötzinn der Spalt überbrückt werden und die Leiterbahnenden so jeweils miteinander verbunden werden. Wer hier zuviel Lötzinn fliesen lässt verbindet unter umständen auch parallel nebeneinander verlaufende Leiterbahnen miteinander oder durch die Adhäsion verursacht führt es zu einhem Lötklumpen. Beides muss in jedem Fall verhindert werden. Nach den Lötarbeiten sollte mit einer Lupe und einem sehr kleinen Uhrmacherschraubenzieher gepürft werden ob wirklich nur die jeweiligen Leiterbahnenden korret miteinander verbunden wurden. Nach der erfolgreichen Operation erfolgt nun der Zusammenbau des Triton in umgekehrter Reihenfolge. Nach dem Zusammenbau erfolgt ein Funktionstest – im hier vorliegenden Fall lief danach alles wieder einwandfrei – bis zum nöchsten Platinenbruch, der hoffentlich noch etwas auf sich warten lässt.