Die Brötchentüte als Werbeträger für ein entega Energieangebot
Wochenendfrühstück mit entega | oder die Geschichte von Werbeformen die wirken
Alltagsbeobachtung können, vorausgesetzt man lässt sich darauf ein, sehr spannend sein. So auch diesen Sonntag. Die Sonne funkelt schon ins Schlafzimmer und weckt den gezeichneten Körper, was liegt also näher als sich wie Werber es nennen selbst “zu verwöhnen” und den Vormittag zu zelebrieren. Dazu gehört natürlich ein entspanntes Frühstück. Vor dem Genuss steht aber wie immer im Leben ein gewisser initialer Aufwand: Aufstehen, anziehen und dann, man ist ja sportlich, mit dem Rad zum Bäcker. Beim Radfahren zieht die morgendliche Kälte dann doch nach und nach in die Kleidung und verdrängt die Schlafwärme. Da die Bäckerzunft unter einer starken Konsolliderung leidet ist die Anfahrt seit kurzem etwas länger geworden. Es scheinen nur die starken mit vielen Filialen und innovativen Konzepten zu überleben. Kleine Bäcker können immer seltener Ihr Überleben sichern und geben oft auf. Selbst Discounter platzieren neben sich direkt einen dieser schnell Bäcker. Die “convenience” der Kunden steht im Vordergrund, so wollen viele Kunden an einem Ort möglichst alle Einkäufe tätigen.
Und in den Discountern wirbt die automatisierte Backmaschine mit einer sanften, weiblichen Stimme: “Ihr gewünschtes Produkt wird frisch für Sie zubereitet”. Die meisten Kunden fragen sich zwar wie ein Vollbackautomat so etwas kann, drücken aber oft geleitet vom billig Preisangebot auf den Knopf.
Traditionsgefühl inklusive
Beim Bäcker des Vertrauens angekommen, stellt man sich dann in die Schlange. Hier stimmt die Welt noch und vieles ist wie früher. Eltern mit Kindern kaufen hier Ihre Frühstücksware und die Verkäuferinnen nehmen sich noch die Zeit für ein paar nette Wortwechsel. Hier und da erfährt man dann tatsächlich neue Gerüchte, Neuigkeiten in der Stadt oder aber auch die aktuellsten Aufreger. Dieser Einkauf lief im Grunde ab wie immer. 8 Brötchen, 2 Laugenbrezeln und ein Wasserweck. Die Verkäuferin wechselt auch noch rasch die Verkaufstüte und nimmt eine etwas Größere. Dieses Mal ist die Tüte aber auffällig bunt, wandert dann aber doch ohne weitere Aufmerksamkeit direkt in der mitgebrachten Stofftasche.
Die Ansprache der Brötchentüte
Zu Hause angekommen wird der Frühstückstisch gedeckt. Beim Ausleeren der Brötchentüte passiert nun etwas Unerwartetes – Sie spricht den Nutzer an. Die Gestaltung mit warmen Farben, der frische Brötchenduft lenkt die Aufmerksamkeit auf den Werbe-Tag “Vergleichen lohnt sich +200€ Neukundenprämie*”. Frühstücken und 200 EUR erhalten durch den Wechsel des Energieanbieters klingt interessant. Bei der Headline “CO2HLESPARER*” ist der Kunde zwar subjektiv gesehen etwas überfordert. Erstens lässt sich dieses Portmanteauwort nicht sofort erfassen zudem muss dem Leser auch der Zusammenhang des CO2 Sparens klar sein. Gut geht man also davon aus, dass diese Werbung kurz mit einer Zielgruppe geprüft wurde und hier erfolgreich abgeschnitten hat. In jedem Fall bedarf es hier doch einer gewissen Transferleistung der Leser. Auf der Brötchentüte ist dann eine Internetadresse angegeben. Da am Frühstückstisch ja des Öfteren digitale Endgeräte liegen, wird also die Webseite kurz aufgerufen. Der Brand wird hier in wiedererkennbarer Form aufgegriffen, aber von dem hier beworbenen “CO2LESPARER” ist leider heute nichts zu lesen. Interessenten werden auf der Webseite sicherlich die +200 EUR Neukundenaktion auffinden dachte sich hier bestimmt die Marketingabteilung und die betreuende Agentur. Hier werden Sie aber sicherlich erstaunt sein über die geringe Responserate, denn das Auffinden war heute Morgen zumindest nicht möglich. In jedem Fall ist der Ansprache-Zeitpunkt dieses Energieversorgers sehr geschickt denn am morgendlichen Frühstückstisch ist die Anzahl der ablenkenden Momente doch sehr reduziert. In einer Innenstadt werden doch die fünf Sinne, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen sehr oft überflutet. Das geschieht hier am Frühstückstisch nicht. Die Werbebotschaft „schwimmt“ hier auf einer Woge positiver Reize. Kaffeearoma gepaart mit einer Farbvielfalt der Gelees dem leichten Tanz von Teelichtern. In jedem Fall zahlt diese Aktion in die Brand Awareness der Marke entega ein. Hier zeigt sich auch dass die regionalen und kleineren Energieversorger sehr viel näher an Ihren Kunden sind als es die vier großen Player am Markt je sein können.
Das Problem der vier Großen
Während also die regionalen Energieversorger immer mehr auf Tuchfühlung mit Ihren Kunden gehen, haben die vier „Großen“ ein gewaltiges Problem. E.ON, Vattenfall, EnBW und RWE fehlen die gewaltigen Einnahmen Ihrer Atomkraftwerke. Grob geschätzt fehlen dem Energiemarkt bei 1 Million Euro Gewinn/Tag/AKW und 17 Kraftwerken somit in Summe 6.205 Milliarden EURO jährlich. Da die Gewinne jahrelang nicht in neue Geschäftsmodelle investiert wurden fehlen dem Markt nun diese Einnahmen. Neben diesem massivem Problem ist aber auch der Rückbau der abgeschalteten AKW ein ungelöstes Problem. Die meisten Bürger erwarten hier eine unangenehme Lösung. Die Energiekonzerne könnten analog der Bad-Bank gründen in welche diese Rückbaukosten und Risiken ausgelagert werden. Auch Font-Modelle werden diskutiert. Diese Probleme zu lösen erscheint extrem schwierig.
Der Kundenwert der „Brötchenesser“
Vergleiche mit der Bankenbranche und deren Investment Banking Aktivitäten sind nahe liegend. Während diese Banken regelmäßig eine Fokussierung auf Ihre Endkunden beschließen scheint dies auch für die Energieversorger ein gute strategische Option zu sein. Regionale Versorger können hier Ihren Standortvorteil geschickt ausspielen. Das Marketingarsenal bietet hier viele Möglichkeiten vom Sport-/Trikotsponsoring über regionale Partner-Angebotsvorteile, Onlinemarketing mit regionaler Aussteuerung bis eben hin zur Brötchentüte die hier auf dem Tisch liegt. Ungelöst bleibt aber wieder einmal die Preisfrage warum auf der Tüte kein Internet Aktions-Link eingesetzt wurde, der messbar ist und der direkt auf eine conversionsoptimierte Landingpage führt. Und so wandert dieses Stück Marketing in den Altpapierkorb und beim nächsten Anbieterwechsel bleibt entega eine Option.
Eine Antwort
[…] schöne kleinere Variante wie man Offline und Online geschickt verbindet haben wir hier am Beispiel entega […]