Plakatwerbung und Citylights am Frankfurter Flughafen
Beobachtungen aus Sicht eines Onliners am Frankfurter Flughafen | oder eine Geschichte vom Cross-Channel-Marketing
Ok, wem ist das nicht auch schon so gegangen. Man kommt morgens am Abflugsteig des Frankfurter Flughafens an, sucht sich zunächst einen dieser meist ohne Becher bestückten Kaffeeautomaten der Lufthansa und wartet auf seinen Abflug. Zum Glück kann man sich am Abflug Gate frei bewegen und mit etwas Geduld findet man also seinen gesuchten Kaffee Becher und lässt sich vielleicht mit einem Cappuccino in einem der tiefen Sessel nieder. Die einen gehen Ihre Mails auf den Smartphones durch, wiederum andere arbeiten sich durch den Berg der gratis Zeitungen um die neuesten News zu konsumieren und manche wiederum stecken die Nase in den Kaffeebecher riechen das Aroma und lassen den Blick schweifen.
Der Doppelnutzen
Was einem nun direkt ins Auge fällt sind die Citylight-Anzeigen die neben der reinen Werbung auch einen Zweitnutzen haben, Sie trennen die Sitzgelegenheiten von den gut gefüllten Gehwegen ab. Die mit dezenter Hintergrundbeleuchtung angestrahlten Werbeplakate verfehlen Ihre Wirkung nicht und somit ist es auch kein Wunder dass diese Flächen sehr oft von internationalen Konzernen gebucht werden.
Die Gestaltung
Die Plakate werden sehr oft im Rahmen groß angelegter Marken- oder Produkt-Werbekampagnen kreiert. Der geneigte Betrachter kann somit davon ausgehen dass bei der Konzeption und Erstellung die Marketingabteilungen der Unternehmen und auch deren Agenturen, meist ja größere Agenturnetzwerke, involviert sind. Sitzt man neben der Werbung von SAP „The SUPPLY UNCHAINED CLOUD“ fällt sofort das Schiffsmotiv im Containerhafen auf. Dort liegt die TEXAS, fest vertäut und zwei Mitarbeiter laufen zielstrebig dem Betrachter entgegen. Die Typo ist mit Rauten hinterlegt die mit Ihrer unterschiedlichen Occupanz eine gewisse Dynamik und Bewegung ausstrahlen. Ja, denkt man, Logistik bewegt und SAP bewegt die Logistik. Der Text unter der Headline ist kaum zu lesen und so fällt der Blick in die untere rechte Bildecke auf das SAP Logo. „RUN BETTER SAP“ bildet den Abbinder und gibt dem Bild einen seitlichen Halt.
Auch die Texter haben ganze Arbeit geleistet. Die Supply Chain wurde kurz verbal Ihren Fesseln befreit und mit der aktuell universell einsetzbaren Cloud aufgeladen. Dass die Cloud im Moment einen datenschutzbedingten Glaubwürdigkeitskonflikt führt könnte dazu geführt haben dass man die Typo hier light gesetzt hat.
Bisher denkt man sich – alles da, fast alles richtig gemacht – doch der zweite Blick offenbart einen gravierenden Mangel, denn es fehlen die essenziellen Mittel um mit den potentiellen Interessenten in einen Dialog treten zu können. Kein QR Code, keine Aktions-URL, soll der Nutzer tatsächlich den Begriff der „THE SUPPLY UNCHAINED CLOUD“ in einen Browserzeile einwerfen? Die Erwartungen der Werber werden definitiv nicht erfüllt werden.
Wo sind die Cross-Channel-Anker die Social-Media-Crosslinks, die mit einer Social Cloud for Customer auf HANA Basis in Echtzeit ausgewertet werden könnten?
Nach einer Antwort suchend, denn es ist klar dass diese Art der vernetzten Werbemaßnahmen wesentlich höheren Abstimmungsaufwand in den Silos verursacht, schweift der Blick zur „Nachbarwerbung“ der Lufthansa. Nun gut denkt man, exakt die gleiche Problematik und die Nase senkt sich noch tiefer in den Kaffeebecher, ehe die Ansage am Gate das Boarding ankündigt.
Der Abflug
Ach ja – wir schreiben das Jahr 2015 – und wir wollten eigentlich zum Mars fliegen, vielleicht sollten wir zunächst einmal an den Basics arbeiten ;)